Sonntag, 3. Juni 2012
Einige Grausamkeiten
Wenn ich hier etwas über die thailändische Sprache schreibe, dann gehört die Thai-Schrift sicher zu den Grausamkeiten, zusammen mit den Tonregeln!

Es gibt daher genügend ฝรั่ง (farang), also westliche Ausländer, in Thailand, die - falls sie überhaupt Thai sprechen - das Lesen und Schreiben ausklammern, dabei ist ihr eigener Name gar nicht anders erklärbar als mit den Regeln thailändischer Silben.

Da thailändische Silben nur bestimmte Kombinationen von Konsonanten erlauben, sogenannte 'Cluster', und da die Kombination von 'fr' nun einmal nicht zu ihnen gehört, setzt das Thailändische einen kurzen Vokal, ein kurzes 'a', zwischen diese beiden Konsonanten.

Aus den Franzosen, den ersten 'Westlern' in Indochina, als Kolonialmacht von Vietnam ab 1858, also aus 'français', wurde mit eingeschobenem 'a' das Wort ฝรั่ง (farang), das seitdem für alle Europäer gilt.

Wie lesen wir dieses Wort? ฝ ist das deutsche 'f'. Es folgt dann das - ungeschriebene! - kurze a, dann das ร, das dem 'r' entspricht. Über dem ร sehen wir ั - es steht für ein kurzes 'a', wenn ein Konsonant folgt.

Im Thailändischen werden Vokale nämlich gerne über oder unter den Konsonanten geschrieben, je Vokal auch davor (aber dahinter gesprochen!) oder als eine Umrandung, wie bei den iia- und üüa-Lauten.

Über dem ั sehen wir übrigens noch einen kleinen Strich. Das ist ein Tonzeichen, das uns aber nur dann etwas sagt, wenn wir die Tonregeln beherrschen.

Der letzte Buchstabe ist ง. Das Zeichen steht für 'ng'. So ergibt sich dann das Wort 'farang'. Soweit die einfachen Übungen. Die Grausamkeit beginnt erst mit dem Erkennen und Unterscheiden ähnlich geschriebener Buchstaben. Sie sind die schwierigsten.

Wer sich schon damit auskennt, hat noch ein anderes Problem: die moderne Thai-Schrift in der Werbung und im TV stilisiert leider und läßt auch gerne 'Kringel' weg, was das Lesen für ฝรั่ง erschwert.

Hierzu einige Beispiele. Der zweite Thai-Buchstabe ist ja das ข. Dieser Laut entspricht dem deutschen 'k' und wird als ข ไข่ (ko-khai) bezeichnet (khai: das Ei). Er hat aber große Ähnlichkeit mit dem บ. Dieser Laut entspricht dem deutschen 'b' und wird als บ ใบไม้ (bo-bai-mai) bezeichnet (bai-mai: das Baumblatt).

Um beide in der modernen Werbeschrift voneinander zu unterscheiden, muß man auf den kleinen oberen Kringel achten, denn der fällt dort bei บ ('b') weg. Der Buchstabe ähnelt dann dem großen U. Bei ข ('k') fällt der Kringel oder dessen Andeutung nie weg.

Der Buchstabe ข hat häufig genutzte andere Schreib-Verwandte, vor allen ช (tsch) und ซ (s). Das sind ช ช้าง (tscho-tschaang), wobei ช้าง Elefant bedeutet, und ซ โซ่ (so-soo), wobei โซ่ Halskette bedeutet.

ช und ซ unterscheiden sich ja offenbar kaum sichtbar! Nämlich nur durch die Form oberhalb des Kringels, die bei ซ einen kleinen Knick erhält. Wer ein Lehrbuch mit der Thaischrift hat, kann es dort hoffentlich sehen. Ich kann hier nur die übliche Größe wiedergeben.

Ja, das ist tatsächlich nicht gelogen: wir finden diese kleine Schriftgröße leider sehr oft. Wir finden auch gerne kaum erkennbaren Dünndruck des Thai in Lexika.

Jedenfalls sind sich die Buchstaben ข, บ, ช, ซ sehr ähnlich, aber in den Lauten verschieden: k, b, tsch, s.

Es gibt aber, hier nur am Rande gesagt, noch einige andere thailändische Buchstaben für k, b, ch und s.

Das liegt aber an den 'Konsonantenklassen', die in der Verbindung mit den Tonzeichen und den schwierigen Tonregeln die Aussprache bestimmen. Ein System, das besser erst gelernt werden sollte, wenn das Lesen von Buchstaben, Silben, Sätzen funktioniert...

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